Wir waren rund sieben Wochen eingesperrt und konnten fast nichts machen. Jene, die viel zu arbeiten hatten, hatten plötzlich Zwölf-Stunden-Tage zu bewältigen – andere mussten und müssen darum bangen, ob sie die nächste fällige Miete bezahlen können.



Selten zuvor hatte ich spannendere Gespräche mit Unternehmensleitungen, Führungskräften und MitarbeiterInnen über Stimmungen, Hoffnungen, Wünsche und Ängste. Menschen in Führungspositionen schätzen die derzeitige Situation, weil sie mehr Zeit mit der Familie verbringen können. Geschäftsführer gestehen sich das noch nicht ganz ein und wünschen sich alte Muster zurück. MitarbeiterInnen arbeiten teilweise am Limit und werden sich nun langsam bewusst, dass die anfangs herbeigesehnte Homeoffice-Fulltime-Zeit sich ihrem Ende nähert.



Aber: Jede(r) hat gemerkt, dass Homeoffice möglich ist und funktioniert! Zu Hause zu arbeiten ist nicht – wie vor der Krise oft behauptet – unproduktiv. Wenn auch das Virus selbst noch nicht besiegt ist, so ist zumindest ein anderer hartnäckiger Brocken erfolgreich beseitigt: Die langjährigen Grundsatzdiskussionen darüber, ob Homeoffice ein gangbarer Weg ist, haben nun hoffentlich endlich ein Ende.

Vielleicht bricht jetzt endlich die Zeit der weiblichen und männlichen Führungskräfte an, die in der Lage sind, flexibler zu arbeiten, nicht permanent anwesend sein zu müssen und im Büro ihre Stunden abzusitzen haben, um als »erfolgreich« zu gelten. Jetzt lässt sich eigentlich Ungleichheit in der Führung gemeinsam mit dem Neuerlernten anpacken.

Anke van Beekhuis berät Unternehmen in Unternehmenskultur – Fragen. Zuletzt erschien ihr Buch: »Wettbewerbsvorteil Gender Balance. Wie Unternehmen durch Geschlechterausgewogenheit erfolgreicher wirtschaften!« Gabal Verlag, 2019, 300 Seiten

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